Kahnbeinfraktur

Handchirurgie Ravensburg

Krankheitsbilder Hand

Kahnbeinfraktur

Ein Bruch des Kahnbeins (Skaphoid) entsteht meist beim Sturz auf die ausgestreckte Hand und sollte unbedingt ausreichend behandelt werden, da dieser Knochen eine wichtige Stellung im Bereich der Handwurzel einnimmt.

Definition

Das Kahnbein (Os scaphoideum) gehört zu den Handwurzelknochen, die das Handgelenk mit der Mittelhand verbinden. Es befindet sich zwischen der Speiche und dem Daumenstrahl. Über das Kahnbein als Zwischenelement wird die Kraft von den Fingern und der Mittelhand auf den Unterarm übertragen.

Wegen seiner schrägen Lage in der Handwurzel und seiner Form ähnlich einer Bohne wirken bei einem Sturz auf die Hand ungewöhnlich hohe Kräfte auf das Kahnbein. Deshalb bricht das Kahnbein im Vergleich zu anderen Handwurzelknochen deutlich häufiger.

Ursachen

Der Kahnbeinbruch betrifft vorrangig junge Männer zwischen 20 und 40 Jahren und tritt typischerweise durch einen Sturz auf die ausgestreckte Hand auf.

Unfallmechanismen sind Stürze beim Inline-Skaten, Snowboarden oder beim Mountainbiken.

Erscheinungsbild

Der Bruch des Kahnbeins macht sich durch Schmerzen am Handgelenk an der Speichenseite, durch eine Handgelenkschwellung und einen Belastungs- bzw. Stauchungsschmerz bemerkbar. Die Symptome können allerdings schwach ausgeprägt sein, sodass häufig kein Arztbesuch erfolgt und der Kahnbeinbruch nicht diagnostiziert wird. Die Gefahr besteht darin, dass der unerkannte Bruch nicht ausheilt und sich ein sogenanntes Falschgelenk (Pseudarthrose) ausbilden kann. Langfristig führt dies zu einer gestörten Handgelenkmechanik und nachfolgend zu einem frühzeitigen Gelenkverschleiß (Arthrose).

Diagnostik

Die Diagnose eines Kahnbeinbruches ist schwierig und erfordert neben einem genauen Beschreiben des Unfallmechanismus eine sorgfältige klinische Untersuchung und Röntgenaufnahmen. Allerdings kann durch Röntgenaufnahmen aus unterschiedlichen Richtungen nicht zwangsläufig mit ausreichender Sicherheit ein Kahnbeinbruch dargestellt werden. Wegen der gekippten Lage des Kahnbeins in der Handwurzel und seine „gekrümmte“ Form kommt das Kahnbein in den konventionellen Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen (frontal und seitlich) nur unvollständig einsehbar zur Darstellung. Unverschobene Brüche können dabei leicht übersehen werden. Besteht nach einer Röntgenuntersuchung noch immer der Verdacht auf einen Kahnbeinbruch, sollte ein spezieller Unterarmgipsverband mit Einschluss des Handgelenkes und des Daumenstahls angelegt werden. Zur weiteren Diagnostik kommen dann frühzeitig zusätzliche bildgebende Verfahren zur Anwendung. Hier empfiehlt sich vorzugsweise die Computertomographie (CT). Wichtig ist hierbei, dass die primäre Bilderhebung in der Längsachse ds Kahnbeins durchgeführt wird. Nur in Ausnahmefällen ist die Magnetresonanztomographie (MRT) indiziert. Anhand des CT erfolgt die Einteilung in stabile und instabile Bruchformen. Als stabil werden unverschobene Brüche eingestuft und als instabil alle Brüche mit Verschiebung der Fragmente oder Trümmerzonen und alle Brüche im proximalen (körpernahen) Drittel.

Therapie

Muss ein Kahnbeinbruch operiert werden, oder genügt eine Ruhigstellung in einem speziellen Gipsverband?

Das oberste Ziel der Therapie ist die Ausheilung des Kahnbeinbruches zu gewährleisten, um Spätfolgen einer ausbleibenden Knochenheilung zu verhindern. Entscheidend dabei ist die Einteilung der Kahnbeinbrüche in stabile und nicht stabile Brüche. Stabile Kahnbeinbrüche können in einem speziellen Unterarmgipsverband mit Einschluss des Handgelenkes und des Daumengrundgelenkes ruhiggestellt werden. Die Gipsbehandlung dauert in der Regel, wegen der langsamen Knochenheilung, ca. 6-12 Wochen. Um eine Behandlung im Gipsverband zu rechtfertigen, sollte zum Ausschluß von Verschiebungen der Bruchstücke bzw. Trümmerzonen immer ein Computertomogramm vorliegen. Wünscht der Patient eine kürzere Behandlungsdauer, kann auch der stabile Kahnbeinbruch operiert werden. Die Mehrzahl der Kahnbeinbrüche sind anhand der Computertomographie jedoch als instabil einzustufen. Instabile Brüche sollten wegen des hohen Risikos für eine ausbleibende Heilung mit Ausbildung einer Pseudarthrose immer operativ stabilisiert werden.

Alle stabilen und die Mehrzahl der instabilen Brüche können heutzutage minimalinvasiv versorgt werden. Durch einen ca. 1,0 cm langen Hautschnitt  über dem körperfernen Kahnbeinpol wird nach Platzierung eines Führungsdrahtes der Bruch unter Einbringung einer kanülierten Titanschraube stabilisiert. In aller Regel ist danach eine Gipsruhigstellung für maximal 1-2 Wochen notwendig. Je nach Schmerz reicht auch ein elastischer Verband aus. Das Handgelenk sollte bei diesem Verfahren bis zu 6 Wochen geschont werden. Eine Entfernung der Schraube ist nur in Ausnahmefällen nötig.

Brüche im körpernahen (proximalen) Drittel werden von handrückenseitig operiert. Die Bruchenden werden unter Sicht eingepasst und der Bruch mit der kleinen Herbertschraube stabilisiert und die Schraube durch das kleine Bruchstück mit der kleinen Herbertschraube eingebracht In seltenen Fällen, z.B. bei eingestauchten Brüchen, muss Knochenmaterial (meist entnommen aus der Speiche) in den Bruchspalt eingebracht werden. Die Entfernung der Schraube ist wie bei der minimalinvasiven Technik nur in Ausnahmefällen nötig. Neben regelmäßigen Kontrollen der Wund- und Hautverhältnisse sind zur Überwachung der Bruchheilung Röntgenkontrollen erforderlich.